Abgelegene Berggebiete im Alpenbogen durchliefen seit den 60er Jahren einen unterschiedlichen demographischen Wandel und sind durch verschiedene wirtschaftliche und kulturelle Gegebenheiten geprägt. Insbesondere einige der in diesen Gebieten lebenden historischen Sprachminderheiten haben unterschiedliche sprachliche und kulturelle Hintergründe: einige teilen beispielsweise die Landessprache des Nachbarstaates (z.B. die Slowenen in Italien und Österreich), während andere eine eigene regionale Sprache sprechen (z.B. die Ladiner in Italien).
Die Gebiete, welche das Interreg IV Italien-Österreich ID-Coop abdeckt (Provinzen Belluno, Bozen, Udine, Görz in Italien, und die Bezirke Villach-Land, Klagenfurt-Land und Völkermarkt in Österreich), sind in ihrer sprachlich-kulturellen Identität und demografisch-wirtschaftlichen Entwicklung durch asymmetrische Tendenzen geprägt. Diese abweichenden Tendenzen bzw. Voraussetzungen entstehen aufgrund verschiedener Faktoren, wie z.B. Unterschiede im rechtlich-institutionellen Schutz der Bevölkerung, insbesondere der Minderheiten, oder durch unterschiedliche Anreize zur Förderung der lokalen Wirtschaft.
Vor dem Hintergrund des internationalen Jahrs der Genossenschaften (Vereinte Nationen 2012) führen insbesondere die weite Verbreitung und die starke soziale Komponente der Genossenschaften in beiden Ländern dazu, sich sowohl über das wirtschaftliche als auch das soziale und kulturelle Potenzial dieser Zusammenschlüsse Gedanken zu machen. Von derartigen Formen der wirtschaftlichen und sozialen Tätigkeit profitieren nicht nur die jeweiligen Mitglieder, sondern auch die gesamte lokale Bevölkerung. Auf dieser Grundlage versucht ID-Coop das Genossenschaftswesen mit den sprachlichen und kulturellen Besonderheiten der Minderheiten zu verbinden, da Ähnlichkeiten zwischen beiden Formen einer Gemeinschaft festgestellt werden können. Eine Genossenschaft funktioniert, wenn ein gemeinsames Interesse verfolgt wird. Bei ID-Coop ist dies die Schaffung von ökonomischen Anreizen (z.B. Arbeitsplätze) und die gleichzeitige Förderung der Sprache und Kultur der historischen Sprachminderheiten, wobei die lokale Wettbewerbsfähigkeit insgesamt gesteigert werden kann.